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Lithografie

Die Lithographie (der Steindruck) ist ein Flachdruckverfahren, bei dem der Druck nicht auf eine vertieft oder erhaben bearbeitete Holz- oder Metallplatte (sieh Hoch- und Tiefdruck), sondern auf die Fläche einer Steinplatte (lithos = griech. Stein) oder auch Aluminium- oder Zinkplatten erfolgt. Die druckenden und nicht druckenden Partien liegen in einer Ebene.

Die Lithografie wird durch die Eigenschaften einer bestimmten Steinsorte, des kohlensauren Kalkschiefers [von Solnhofen oder Kehlheim], der aus 95 bis 99% Kalziumkarbonat (CaCO3) besteht, möglich. Dessen feine Poren vermögen Wasser und Fett in gleicher Weise einzusaugen und in einem chemischen Prozess zu binden. Dies ist die eigentliche klassische Methode, moderne Entwicklungen bedienen sich bereits trockener Metallplatten und anderer Erfindungen, so vor allem photochemischer Beschichtungen.
Die glatte Steinplatte von ca. 10-15cm Dicke (der Solnhofener Stein tritt natürlich in solchen Platten auf), die kräftig genug sein muss, den beträchtlichen Druck der Lithopresse zu ertragen, wird zunächst in ihrer Oberfläche plan geschliffen, mit Wasser abgespült und schliesslich entsäuert. Das heisst, dass man dabei mit in Wasser gelöstem Alaun oder essigsaurem Aluminium die in stickstoffhaltiger Luft an der Steinoberfläche entstandene Ca(No3)2 -Schicht entfernt. Dadurch wird die Platte aufnahmebereit gemacht. Nun kann auf sie spiegelverkehrt gezeichnet oder gemalt werden; mit der Feder, dem Pinsel in Fett-Tusche, mit fetter Kreide oder mit fetten Stiften. Ist die Zeichnung abgeschlossen, wird die Platte geätzt. Nun wird die Platte mit einer Lösung von Gummiarabikum und verdünnter Salpetersäure. Die von der Zeichnung freigelassenen Stellen, also die blanken Partien der Platte, werden dadurch leicht angeätzt und so besonders hydrophil gemacht. Ätzen heisst hier im strengen Sinne, die freien Stellen befeuchten und mit einer fettabstossenden Schutzschicht überziehen: das Gummiarabikum bildet an den nicht bezeichneten Stellen einen fest haftenden und quellfähigen Film, der einen Feuchtigkeitsträger darstellt; die Gummimoleküle quellen bei der Anfeuchtung und halten das Wasser fest. (…)
Das Einfärben erfolgt mit einer Rolle. Die Druckfarbe wird über die befeuchtete Oberfläche gewalzt, die Farbe findet nur auf den bezeichneten Partien Haftung, nicht aber auf den feuchten Leerstellen, und wird im Maß der Dichte ihres eigenen Strichauftrages angenommen.
Damit ist die Platte zum Druck bereit. Papier wird aufgepresst, das die Druckfarbe in feinster Nuancierung übernimmt. Nun wird der Vorgang wiederholt: die Platte wird erneut mit einem Schwamm befeuchtet, durch Überwalzen eingefärbt und wiederum mit aufgelegtem Papier unter dem kräftigen Druck der Lithopresse hindurchgezogen.

Verschiedene lithografische Verfahren:

  • Federlithografie
  • Kreidelithografie
  • Schabkunstverfahren
  • Graviermanier
  • Aussprengverfahren (Reservage)
  • Umdruckverfahren (Autografie)

(aus: Walter Koschatzky, Die Kunst der Graphik. Technik, Geschichte, Meisterwerke, dtv, 13. Aufl., 1999, S. 172-182)